Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Österreich und betreffen etwa 8-10% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben. Im Gegensatz zu vorübergehender Traurigkeit oder schlechter Stimmung handelt es sich bei einer klinischen Depression um eine ernsthafte Erkrankung, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigt. Typische Symptome umfassen anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und in schweren Fällen auch Suizidgedanken. Diese Beschwerden bestehen über mindestens zwei Wochen kontinuierlich und lassen sich nicht durch äußere Umstände allein erklären.
Die medikamentöse Behandlung depressiver Störungen erfolgt hauptsächlich mit Antidepressiva. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gelten als Mittel der ersten Wahl aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und Wirksamkeit. Zu den häufig verschriebenen SSRI-Präparaten zählen:
Bei unzureichender Wirkung oder Unverträglichkeit kommen trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin oder Imipramin zum Einsatz. Moderne Alternativen wie Venlafaxin und Duloxetin wirken auf mehrere Neurotransmitter-Systeme und zeigen besonders bei schweren Depressionen gute Erfolge.
Antidepressiva regulieren das Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn. Die Wirkung setzt meist nach 2-4 Wochen ein, weshalb Geduld und kontinuierliche Einnahme wichtig sind. Die Therapiedauer beträgt mindestens 6-12 Monate nach Symptombesserung, um Rückfälle zu vermeiden. Eine schrittweise Dosisreduktion unter ärztlicher Aufsicht ist beim Absetzen unbedingt erforderlich.
Angststörungen manifestieren sich in verschiedenen Formen und gehören zu den am weitesten verbreiteten psychischen Leiden in Österreich. Die generalisierte Angststörung zeichnet sich durch anhaltende, übermäßige Sorgen aus, während Panikstörungen durch plötzliche, intensive Angstanfälle mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen und Atemnot charakterisiert sind. Soziale Phobien betreffen die Angst vor Bewertung durch andere, während spezifische Phobien sich auf bestimmte Objekte oder Situationen konzentrieren.
Für die akute Behandlung schwerer Angstzustände werden häufig Benzodiazepine eingesetzt:
Für die Langzeitbehandlung haben sich SSRI als Standard etabliert, da sie ohne Abhängigkeitspotential wirksam sind. Betablocker wie Propranolol können körperliche Angstsymptome wie Herzrasen und Zittern lindern. Buspiron stellt eine weitere Alternative dar, besonders bei generalisierter Angststörung.
Alle Medikamente zur Behandlung von Angststörungen sind in Österreich verschreibungspflichtig. Besondere Vorsicht gilt bei Benzodiazepinen aufgrund ihres hohen Abhängigkeitspotentials - sie sollten nur kurzfristig und in der niedrigst möglichen Dosierung angewendet werden. Eine enge ärztliche Überwachung ist essentiell, um Wechselwirkungen zu vermeiden und die optimale Therapie zu gewährleisten.
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten psychischen Beschwerden in Österreich und können verschiedene Ursachen haben. Chronischer Stress, berufliche Belastungen oder familiäre Probleme führen oft zu Ein- und Durchschlafproblemen. Besonders betroffen sind Menschen mit Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen, da diese häufig mit gestörten Schlafmustern einhergehen. Auch Lebensstil-bedingte Faktoren wie übermäßiger Koffeinkonsum, unregelmäßige Arbeitszeiten oder die Nutzung elektronischer Geräte vor dem Schlafengehen können die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen.
In österreichischen Apotheken stehen verschiedene Schlafhilfen zur Verfügung. Verschreibungspflichtige Medikamente wie Zolpidem und Zopiclon werden bei schweren Schlafstörungen eingesetzt und sollten nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden. Benzodiazepine eignen sich für die kurzfristige Behandlung akuter Schlafprobleme. Als natürliche Alternativen bieten sich pflanzliche Präparate an:
Die Behandlung von Schlafstörungen sollte zunächst kurzfristig erfolgen, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Langfristige Lösungen umfassen eine gute Schlafhygiene mit regelmäßigen Schlafzeiten, einem ruhigen Schlafzimmer und dem Verzicht auf stimulierende Substanzen vor dem Schlafengehen. Bei anhaltenden Problemen über mehrere Wochen ist professionelle Hilfe durch einen Arzt oder Schlafmediziner erforderlich.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) betrifft in Österreich sowohl Kinder als auch Erwachsene. Typische Symptome umfassen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Während Kinder oft durch störendes Verhalten in der Schule auffallen, zeigen Erwachsene häufig Probleme bei der Arbeitsorganisation, Vergesslichkeit oder Schwierigkeiten bei der Beziehungsführung. Die Diagnose erfolgt durch spezialisierte Fachärzte anhand etablierter Kriterien und beeinflusst den Alltag der Betroffenen sowie ihrer Familien erheblich.
Die medikamentöse Behandlung von ADHS in Österreich erfolgt hauptsächlich mit Stimulanzien wie Methylphenidat, bekannt unter den Handelsnamen Ritalin oder Concerta. Diese Medikamente verbessern die Konzentrationsfähigkeit und reduzieren hyperaktives Verhalten. Als Alternative stehen Nicht-Stimulanzien wie Atomoxetin zur Verfügung, besonders bei Patienten, die Stimulanzien nicht vertragen. Die Dosierung wird individuell angepasst und regelmäßig überprüft. Eine Langzeitbehandlung ist oft notwendig und erfordert kontinuierliche ärztliche Betreuung.
Neben der medikamentösen Behandlung spielen Begleittherapien eine wichtige Rolle. Verhaltenstherapie hilft dabei, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und soziale Kompetenzen zu stärken. Lifestyle-Änderungen wie regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und strukturierte Tagesabläufe unterstützen die Behandlung. Angehörige benötigen oft professionelle Unterstützung, um den Umgang mit ADHS-Betroffenen zu erlernen und Familienstrukturen entsprechend anzupassen.
Bipolare Störungen sind komplexe psychische Erkrankungen, die durch extreme Stimmungsschwankungen charakterisiert sind. Betroffene erleben sowohl manische als auch depressive Episoden, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Bei der Bipolar-I-Störung treten vollausgeprägte manische Episoden auf, während bei Bipolar II hypomanische Episoden mit schweren depressiven Phasen wechseln. Die Zyklothymie stellt eine mildere Form dar, bei der chronische Stimmungsschwankungen über mindestens zwei Jahre auftreten.
Die medikamentöse Behandlung bipolarer Störungen basiert auf verschiedenen Wirkstoffgruppen. Lithium gilt nach wie vor als Goldstandard und zeigt besonders gute Wirksamkeit in der Phasenprophylaxe. Antikonvulsiva wie Valproinsäure, Lamotrigin und Carbamazepin werden ebenfalls erfolgreich eingesetzt, wobei Lamotrigin besonders bei depressiven Episoden wirksam ist. Atypische Antipsychotika wie Quetiapin und Olanzapin haben sich sowohl in akuten Phasen als auch in der Langzeitbehandlung bewährt. Häufig sind Kombinationstherapien notwendig, um optimale Stabilität zu erreichen.
Die erfolgreiche Behandlung bipolarer Störungen erfordert kontinuierliche Überwachung und regelmäßige Blutkontrollen, insbesondere bei Lithium-Therapie. Therapietreue ist entscheidend für den Behandlungserfolg, weshalb eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Arzt und Apotheke unerlässlich ist. Die Früherkennung neuer Episoden ermöglicht rechtzeitige therapeutische Anpassungen.
Demenzielle Erkrankungen umfassen verschiedene Formen kognitiver Beeinträchtigungen. Die Alzheimer-Demenz ist mit etwa 60-70% aller Fälle die häufigste Form und wird durch charakteristische Proteinablagerungen im Gehirn verursacht. Die vaskuläre Demenz entsteht durch Durchblutungsstörungen des Gehirns und zeigt oft einen stufenweisen Verlauf. Die leichte kognitive Beeinträchtigung stellt eine Vorstufe dar, die nicht immer zu einer Demenz fortschreitet, aber sorgfältige Beobachtung erfordert.
Zur symptomatischen Behandlung stehen verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung:
Ergänzend zur medikamentösen Therapie können spezielle Nahrungsergänzungsmittel, kognitive Stimulation und professionelle Betreuung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Eine umfassende Pflege und Unterstützung der Angehörigen ist dabei von großer Bedeutung.
Alle Medikamente zur Behandlung psychischer Störungen unterliegen in Österreich der Rezeptpflicht und erfordern eine kontinuierliche ärztliche Betreuung. Ihre Apotheke berät Sie gerne zu möglichen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und der korrekten Einnahme. Die konsequente Therapietreue ist für den Behandlungserfolg von entscheidender Bedeutung.