Reisekrankheit, medizinisch als Kinetose bezeichnet, ist eine häufige Störung des Gleichgewichtssinns, die während verschiedener Arten der Fortbewegung auftritt. Sie entsteht durch widersprüchliche Signale zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, den Augen und anderen Sinnesorganen. Wenn das Gehirn diese unterschiedlichen Informationen über Bewegung und Position nicht korrekt verarbeiten kann, reagiert der Körper mit den typischen Symptomen der Reisekrankheit.
Die Erkrankung manifestiert sich in verschiedenen Ausprägungen:
Besonders häufig betroffen sind Kinder zwischen 2 und 12 Jahren, da ihr Gleichgewichtssystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Bei Erwachsenen tritt Reisekrankheit seltener auf, wobei Frauen generell empfindlicher reagieren als Männer. Die Störungen im Vestibularorgan des Innenohrs führen zu einer Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn, was die charakteristischen Beschwerden auslöst.
Die ersten Anzeichen einer Reisekrankheit entwickeln sich meist schleichend und beginnen oft mit einem allgemeinen Unwohlsein. Betroffene bemerken zunächst eine zunehmende Blässe, gefolgt von Müdigkeit und einem flauen Gefühl im Magen. Diese frühen Warnsignale treten typischerweise 15 bis 30 Minuten nach Reisebeginn auf.
Die Hauptsymptome umfassen starke Übelkeit, die bis zum Erbrechen führen kann, sowie ausgeprägten Schwindel mit Gleichgewichtsstörungen. Häufige Begleiterscheinungen sind:
Der Verlauf kann von milden Beschwerden bis hin zu schweren, anhaltenden Symptomen reichen. Während leichte Fälle oft nach kurzer Gewöhnungszeit abklingen, können schwere Verläufe die gesamte Reisedauer andauern und erst nach Beendigung der Bewegung vollständig verschwinden.
Für die Behandlung von Reisekrankheit stehen in österreichischen Apotheken verschiedene rezeptfreie Präparate zur Verfügung. Diese bieten effektive Linderung bei leichten bis mittelschweren Beschwerden und können ohne ärztliche Verschreibung erworben werden.
Dimenhydrinat-Präparate wie Vomex A oder Dramamine gehören zu den bewährtesten Mitteln gegen Reisekrankheit. Sie wirken direkt im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs und reduzieren Übelkeit und Erbrechen effektiv. Diphenhydramin-haltige Medikamente bieten eine ähnliche Wirkung und sind besonders bei Kindern gut verträglich.
Für längere Reisen eignen sich Scopolamin-Pflaster, die kontinuierlich Wirkstoff abgeben und bis zu 72 Stunden Schutz bieten. Als natürliche Alternative haben sich Ingwer-basierte Präparate bewährt, die schonend gegen Übelkeit wirken.
Die optimale Wirkung erreichen Sie durch folgende Einnahmeempfehlungen:
Homöopathische Alternativen wie Cocculus oder Nux vomica bieten sanfte Unterstützung ohne Nebenwirkungen und sind besonders für empfindliche Personen geeignet.
Bei schweren oder chronischen Beschwerden der Reisekrankheit können verschreibungspflichtige Medikamente notwendig werden. Diese stärkeren Präparate sind nur nach ärztlicher Beratung und Verschreibung in österreichischen Apotheken erhältlich.
Promethazin-Präparate kommen bei besonders schweren Fällen zum Einsatz und bieten langanhaltende Wirkung gegen Übelkeit und Erbrechen. Metoclopramid wirkt gezielt gegen starke Übelkeit und reguliert die Magenentleerung. Für besonders empfindliche Personen kann Ondansetron eine effektive Lösung darstellen, da es speziell bei therapieresistenter Übelkeit eingesetzt wird.
Kombinationspräparate mit Koffein verstärken die Wirkung der Hauptwirkstoffe und reduzieren gleichzeitig die Müdigkeit, die als Nebenwirkung auftreten kann. Bei wiederkehrenden oder chronischen Beschwerden ist eine umfassende ärztliche Beratung unerlässlich, um die optimale Behandlungsstrategie zu entwickeln und mögliche Grunderkrankungen auszuschließen.
Die beste Strategie gegen Reisekrankheit ist die richtige Vorbeugung. Bei der Sitzplatzwahl sollten Sie im Auto den Beifahrersitz wählen, im Zug einen Platz in Fahrtrichtung mit Fensterblick, im Flugzeug über den Tragflächen und auf Schiffen möglichst mittig auf einem niedrigen Deck.
Vermeiden Sie vor und während der Fahrt schwere, fettige Speisen sowie Alkohol. Leichte Kost wie Zwieback oder Bananen sind ideal. Trinken Sie ausreichend, aber vermeiden Sie kohlensäurehaltige Getränke. Sorgen Sie für frische Luft durch geöffnete Fenster oder Klimaanlage.
Akupressur-Armbänder stimulieren den Nei-Kuan-Punkt am Handgelenk und können nachweislich Übelkeit reduzieren. Diese natürliche Methode ist besonders für Kinder und Schwangere geeignet.
Kinder und Schwangere benötigen besondere Aufmerksamkeit bei der Behandlung von Reisekrankheit. Für Kinder sind spezielle Dosierungen erforderlich - Dimenhydrinat darf ab 6 Jahren verwendet werden, wobei die Dosis nach Körpergewicht berechnet wird. Scopolamin-Pflaster sind erst ab 12 Jahren zugelassen.
Schwangere sollten auf medikamentöse Behandlung möglichst verzichten, besonders im ersten Trimester. Bewährte natürliche Hausmittel sind:
Ein Arztbesuch ist notwendig bei anhaltenden Beschwerden über 24 Stunden, Dehydrierung oder wenn andere Symptome auftreten. Für Familienreisen gehören kindergerechte Medikamente, Ingwerbonbons und Akupressur-Armbänder in jede Reiseapotheke. Konsultieren Sie vor Reiseantritt Ihren Apotheker für eine individuelle Beratung.